Als Energiewende wird der Übergang von der nicht-nachhaltigen Nutzung von fossilen Energieträgern sowie der Kernenergie zu einer nachhaltigen Energieversorgung mittels erneuerbarer Energien bezeichnet. So umweltfreundlich und nachhaltig diese Energiewende im ersten Moment auch erscheinen mag, so sprechen die Zahlen eine durchaus andere Sprache. Die installierte Kraftwerksleistung der erneuerbaren Energien (Sonne und Wind kumuliert), in Österreich ist von 84 MW im Jahr 2000, auf 3940 MW im Jahr 2017 angestiegen.
Installierte Kraftwerksleistung in Österreich im Jahr 2015
Installierte Kraftwerksleistung in Österreich im Jahr 2019
Wirkungsgrad der einzelnen Energieträger (installierte Leistung zu gelieferter Leistung)
Bei 100% Verfügbarkeit von Wind und Sonne wäre im Jahr 2017 theoretisch eine Leistung von 34,5 TWh möglich gewesen. Tatsächlich geliefert wurden von den beiden Energieträgern jedoch nur 7,2 TWh, was einem kumulierten Wirkungsgrad von ca. 20% entspricht. Die Erzeugung von Wind- und Sonnenstrom ist auf Grund der hohen Volatilität (Schwankung) im Verhältnis zur installierten Leistung immer noch am unwirtschaftlichsten und teuersten. Der Strompreis der erneuerbaren Energien gleicht sich, auf Grund des häufigen Überangebotes jedoch dem Preis des Stromes aus fossilen Brennstoffen und Kernenergie immer mehr an. Rechnet man aber die Kosten für den erforderlichen Ausgleich der durch die hohe Volatilität entstehenden Lieferschwankungen der erneuerbaren Energieträger mit, so sieht die Bilanz für Wind- und Sonnenstrom nicht mehr so positiv aus. Nicht die Kosten sind jedoch das Problem das unser Stromnetz immer mehr in Bedrängnis bringt.
Quelle: www.agora-energiewende.de
Die Grafik zeigt den Stromverbrauch und die Sonnen- und Windstromerzeugung in Deutschland von 1.1. bis 31.12.2017. Einem Durchschnittsverbrauch von ca. 60 GWh steht eine Schwankungsbreite der erneuerbaren Energien von annähernd 0 GWh bis ca. 35 GWh gegenüber. Diese Schwankungen müssen durch den Einsatz konventioneller Kraftwerke ausgeglichen werden.
Sonnenstrom fällt während der Dunkelphasen (Nacht, Schlechtwetter, Schneelage) zu 100% aus. Windstrom schwankt je nach Windstärke zwischen 0 und 100%. Sonne und Wind produzieren daher am Bedarf vorbei und können konventionelle Kraftwerke nicht ersetzen. Deswegen ist ein voller, konventioneller Kraftwerkspark im Hintergrund erforderlich (systemrelevante Reserve), die einspringt, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht.
Diese konventionelle Reserve lässt sich in der Regel nicht einfach hoch und runterfahren, so laufen die konventionellen Kraftwerke weiter, auch wenn die Sonne scheint und der Wind weht. Das führt zu einem Preisverfall an der Strombörse, wegen Überangebotes. Denn der Strom aus den erneuerbaren Energien hat z.B. in Deutschland per Gesetz (dem EEG) Vorrang und muss abgenommen werden und mit bis zu 50 Cent pro kWh für die Anlagenbetreiber vergütet werden. Die Differenz zwischen der EEG-Vergütung, welche die EEG-Anlagenbetreiber erhalten (ca. 22 Mrd. €) und den Verkaufs-Erlösen des EEG-Stroms an der Strombörse (ca. 2 Mrd. €) wird dann auf die Stromkunden als EEG-Umlage umgelegt. Aktuell über 20 Milliarden Euro pro Jahr (Werte aus Deutschland).
Dadurch das die konventionelle Reserve immer im Hintergrund weiter läuft sinken auch die CO2-Emissionen nicht. Diese sind seit 2009 in Deutschland nicht mehr gesunken und Sonne und Wind haben bisher nicht ein konventionelles Kraftwerk ersetzt.
Die Lösung für diese Miesere wären Speicher.
Speicher in nennenswerter Größe gibt es aber nicht. Die einzige, großtechnisch funktionierende Speichermöglichkeit sind Pumpspeicherkraftwerke, welche aber bei weitem nicht im ausreichenden Maß vorhanden sind. In der derzeitigen Situation werden aus wirtschaftlichen Gründen auch keine neuen Pumpspeicher gebaut. Wenn in der Regel das Stromangebot zu hoch ist, zahlt niemand freiwillig für die Speicherung. Solange Wind- und Sonnenstromerzeuger nicht per Gesetz gezwungen werden, parallel zu ihren Anlagen auch Speicher mit entsprechender Leistung zu bauen, wird sich an der Situation auch nicht viel ändern.
Ein Lösungsansatz wäre ein gezielter Einsatz von Förderungen. Wenn nicht mehr installierte Leistung in Form von Installationsförderungen oder die Lieferung von volatiler Leistung in Form von Tarifförderungen subventioniert würden, sondern nur mehr die Errichtung und Lieferung von grundlasttauglicher, kontinuierlicher und steuerbarer Leistung aus Kombinationen von Sonnen- und Windkraftwerken mit passenden Speichern gefördert würden, so könnte man damit einen wichtigen Schritt in Richtung der wirklich "nachhaltigen Energiewende" setzen.
Um langfristig Ressourcen zu sparen und dem Klimawandel entgegen zu wirken, ist ein Umdenken in der gesamten Energiepolitik unumgänglich. Werden dabei aber technische und physikalische Grundgesetze missachtet, so wird das schwerwiegende Folgen für unsere Versorgungssicherheit und unser Infrastrukturnetz haben. Unkontrollierter Ausbau von Wind- und Sonnenenergie bei gleichzeitiger Demontage stabiler Grundlastkraftwerke wird, früher oder später, unweigerlich zum Kollaps des Systems führen. Ohne die erforderlichen Hausaufgaben zu machen und nicht nur nach wirtschaftlichen und von Lobbys gesteuerten Aspekten zu handeln, wird es keine wirkliche Energiewende geben. Solange die technischen Lösungen (Speicher, Übertragungsnetze, etc.) nicht wirklich ausgereift, massentauglich und verfügbar sind kann es kein großes Einsparungspotenzial bei der konventionellen Energieerzeugung geben ohne das sich dieses negativ auf die Sicherheit und Stabilität unseres europaweiten Verbundnetzes auswirkt.
Vielleicht wäre ein Umstieg auf (fast) ausschließlich erneuerbare Energie, bei Beachtung aller Rahmenbedingungen denkbar und machbar. Die gleichzeitige Einführung der Elektromobilität und der damit verbundene Ausbau der flächendeckenden Ladeinfrastruktur, werden diesen Gedanken jedoch ad absurdum führen.
Globalisierung und Wegwerfgesellschaft
Solange unserer Gesellschaft suggeriert wird, für immer weniger Geld immer mehr Leistung erwarten zu können, werden wir unser Versorgungssystem immer weiter in die Enge und schlussendlich zum Kollaps treiben. Den Konsumenten Glauben zu machen, dass nur "er" das Problem durch die Verwendung von ein paar LED-Lampen oder einer Waschmaschine mit "Energieeffizienzklasse A+++++" lösen kann, hat im Ganzen betrachtet nur imaginäre Wirkung.
So notwendig die Globalisierung für die Wirtschaft auch scheinen mag, so negativ wirkt sie sich auch auf den Energieverbrauch aus. Wir sind gewohnt jeden Tag alles was wir uns nur vorstellen können, frisch und in bester Qualität zu erhalten. Deshalb werden täglich tausende Tonnen an Waren kreuz und quer über den Globus gekarrt. Jede Regionalität wird dadurch untergraben und langfristig zerstört. Durch den weltweiten Preiskampf werden alle kleinen Strukturen vernichtet. Nur mehr Großkonzerne können überleben und diktieren den Markt. Wir wurden von diesen Konzernen, durch die immer preisgünstigeren und jederzeit verfügbaren Waren, "erzogen" jede Achtung vor Lebensmittel und Konsumgütern zu verlieren. Durch diesen Wandel zu einer solchen Wegwerfgesellschaft treiben wir nicht nur unseren Warenkonsum sondern auch unseren Energieverbrauch in schwindelerregende Höhen.
Solange dieses Problem nicht auf EU und Regierungsebene erkannt und entgegengesteuert wird, kann sich dieses System auch nicht ändern. So ordern z.b. Lebensmittelgroßmärkte Milchprodukte bei Großmolkereien mit Ablaufdaten von 2 Wochen, obwohl die Produkte 4 Wochen haltbar wären, nur mit der Hoffnung das der Endkunde dazu bewogen wird es frühzeitig zu entsorgen und wieder Neues zu kaufen. In den Supermärkten gibt es um 18 Uhr noch immer alle Sorten an Backwaren, frisch gebacken. Alles was davon übrig bleibt landet im Müll. In Wien wird jeden Tag soviel Gebäck entsorgt, wie in Graz gegessen wird. Diese Beispiele ließen sich noch lange fortsetzen.
Immer wieder wird dann mit den Erfordernissen der Wirtschaft und mit den davon abhängenden Arbeitsplätzen argumentiert. Diese Argumente mögen auch ihre Richtigkeit und Berechtigung haben.
Der Mensch kann sich an diesen Argumenten orientieren. Unser Versorgungsystem, dass ausschließlich technischen und physikalischen Grundregeln folgt, wird sich aber von wirtschaftlichen Aspekten nicht beindrucken lassen.
Umweltschutz und Klimawandel
Wir werden durch unseren Konsumrausch unsere Erde nicht zerstören.
'Wenn wir jedoch nicht umdenken werden wir unsere Erde so verändern, das sie uns zerstört oder zumindest das Leben auf ihr um einiges unangenehmer wird als wir es bis dato gewohnt waren.
Eine wirklich nachhaltige Energiewende, bei gleichbleibendem oder steigendem Konsum und ohne grundsätzlichem Umdenken wird daher nicht möglich sein!
Hier einige youtoube Videos zum Thema Energiewende:
Dr. Heinrich Lindner: Energiewende - Geisterfahrt mit ausufernden Kosten
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans-Werner Sinn - Energiewende ins Nichts