Globalisierung statt Regionalität?

Bis Anfang der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts waren die meisten Haushalte, zumindest bei uns im südlichen Burgenland (wahrscheinlich auch überall anders im ländlichen Bereich) zumindest teilweise Selbstversorger. Durch den steigenden Wohlstand, den laufenden Anstieg des Warenangebotes und dem dadurch bedingten Preisverfall für landwirtschaftliche Produkte wurden so gut wie alle landwirtschaftlichen Nebenerwerbsbetriebe eingestellt. Es rechnet sich einfach nicht mehr selbst Getreide anzubauen oder Tierzucht im kleinen Rahmen zu betreiben.

Nicht nur für Nebenerwerbsbetriebe ist eine kostendeckende Produktion nicht mehr möglich. Wenn ein Vollerwerbsbauer nicht eine bestimmte Größe hat, kann er im europaweiten oder besser gesagt im weltweiten Nahrungsmittelhandel nicht bestehen. Ein Überleben ohne Förderungen ist auch für große Betriebe nicht möglich. Es wird nicht mehr das Produkt bezahlt, sondern nur mehr die Anbaufläche subventioniert. Das Produkt selbst hat eigentlich mehr keinen Wert. Deshalb kann sich unsere Gesellschaft auch leisten, dass 30% des produzierten Gemüses auf den Feldern bleibt, weil es nicht den Anforderungen der Konzerne entspricht oder schlicht weg "nicht schön genug" ist.

Der Preisdruck der Großkonzerne auf die Landwirtschaft wird immer größer. Die Betriebe leben daher größtenteils von Förderungen - die natürlich wieder aus unseren Steuergeldern bezahlt werden müssen. Tierzucht ist nur mehr rentabel, wenn tausende Tiere auf engstem Raum und unter widrigsten Bedingungen gehalten werden. Sollen die Tiere artgerecht gehalten werden, so kann damit (fast) kein Betrieb mehr überleben.

Jedes Gemüse muss ganzjährig verfügbar sein und wird deshalb zum Großteil in riesigen Glashäusern produziert. Diese Art der Produktion verschlingt Unmengen an Ressourcen und erfordert den massiven Einsatz von Dünge- und Schädlingsbekämpfungsmittel.


Wieder zum Them Blackout:


Tiere in Massentierhaltung sterben nach wenigen Stunden ohne Strom, da Heizung, Lüftung, Fütterung und Wasserversorgung ausfallen. Gemüse in Glashäusern verdirbt bei Stromausfällen in kürzester Zeit, da Bewässerung, Düngung und Belüftung ausfallen. Tiere und Waren werden über tausende Kilometer, europaweit kreuz und quer zu Schlachthöfen und Verarbeitungsbetrieben transportiert, was durch den Ausfall der Logistik ebenfalls nicht mehr möglich sein wird. Ob dieses System nachhaltig und langfristig zielführend ist, wage ich zu bezweifeln. Was dieses fragwürdige System jedoch keines Falls kann, ist die Versorgung der Bevölkerung während Krisen, besonders bei längerfristigen Strom- und Infrastrukturausfall!

Was ist Regionalität und was bringt sie?

Es gibt zum Glück (wieder) immer mehr Bauernläden und Selbstvermarkter. Je mehr Menschen bei diesen Kleinstbetrieben kaufen, umso leichter können diese Betriebe überleben. Wenn das Konzept der Selbstvermarkter Schule macht und die Betriebe dadurch ihren Lebensunterhalt bestreiten können, werden diese auch ihr Angebot ausweiten. Die Anzahl dieser Betriebe wird ebenfalls kontinuierlich steigen, wenn der Bauer wieder davon leben kann. Dadurch kommen wir nicht nur zu gesunden, biologischen und nachhaltig produzierten Lebensmittel. Diese Betriebe sind bei weitem nicht so stark vom Infrastrukturnetz abhängig wie Großbetriebe. Deshalb werden sie auch in Krisenfällen noch Lebensmittel produzieren und liefern können. Wenn ein flächendeckendes Netz von solchen Selbstvermarktungsbetrieben geschaffen werden kann, entstehen dadurch nicht nur regionale Arbeitsplätze. Wir ersparen uns den Transport und Logistikaufwand und schonen damit die Umwelt. Eine Region mit vielen dieser Kleinbetriebe, welche ihre Produkte selbst erzeugen, lagern und an den Endverbraucher bringen können, wird im Fall einer Krise weit weniger Probleme mit der Notversorgung der Bevölkerung haben, wie Gebiete die hauptsächlich durcht Großkonzerne und Supermärkte versorgt werden. 


Greissler kontra Supermarkt

Vor einigen Jahrzehnten gab es in jedem Ort zumindest einen, oft sogar mehrere Greissler. Diese Vorortversorgung musste jedoch dem schier unendlichen Angebot der Supermärkte weichen. Kleine, lokale Lebensmittelgeschäfte konnten mit Auswahl und Preis mit den Großkonzernen natürlich nicht mithalten und sind deshalb fast zur Gänze ausgestorben. Das Konzept des Greisslers wird auch nicht so schnell wieder so zu beleben sein, dass es ein wirtschaftliches Überleben eines Kaufmannes absichern kann.

In den letzten Jahren entstehen aber wieder "kleine Supermärkte" die von Einzelhandelskaufläuten betrieben und von Einkaufsgemeinschaften, wie etwa "Nah und Frisch" beliefert werden. Dieses Konzept verbindet die Vorteile eines Einzelhandelskaufmannes in Bezug auf Eigenständigkeit, Flexibilität und Regionalität mit dem Vorteil der Produktauswahl eines Konzerns durch die Belieferung über die Einkaufsgemeinschaft. 

Ein, von einem Konzern betriebener, Supermarkt kann während eines Stromausfalles, ohne funktionierender Kassa, nichts verkaufen. Der Filialleiter oder die Kassiererin können keine Waren anschreiben oder in eine Handkasse kassieren.

Einzelhandelskaufleuten sind jedoch Herr in ihrem Laden und können das aber sehr wohl. Diese Betriebe werden auch im Falle eines Blackouts ihre Türen öffnen und zumindest die vorhandenen Waren verkaufen können und so einen wichtigen Beitrag zur Versorgung der Bevölkerung beitragen.


Was kann jeder Einzelne zur Regionalität beitragen?

Man kann natürlich nicht alles direkt beim Bauern oder im Einzelhandel kaufen. Wir können und sollen uns auch nicht komplett aus unserer Konsumgesellschaft ausklinken. Je mehr Menschen sich jedoch dazu entscheiden, zumindest teilweise ihre Lebensmittel, bei Selbstvermarktern, Kleinbetrieben und im Einzelhandel zu kaufen umso mehr dieser Betriebe wird es über lang oder kurz wieder geben. So kann eigentlich jeder einen Beitrag zur Stärkung der Region leisten und somit die Selbstversorgungsfähigkeit steigern. Wer regelmäßig direkt beim Bauern und im Einzelhandel kauft, wird auch wenn Supermärkte und Logistik nicht mehr funktionieren, bei "seinem regionalen Lieferanten" immer noch Lebensmittel zu kaufen bekommen. Außerdem wird dadurch auch sicherlich der Zusammenhalt in der Region gestärkt, was sich wieder positiv auf die Krisenfestigkeit und Widerstandsfähigkeit auswirkt. 

Ob man seine Einkaufsgewohnheiten in kleinen Schritten oder "alles auf einmal" ändert, liegt im Ermessen jedes einzelnen. Es muss jedoch so erfolgen, dass es nicht zur Last fällt, sondern Freude bereitet. Denn nur wenn man Freude empfindet und einen Sinn darin sieht, wird man seine Gewohnheiten auf Dauer umstellen. Hier gilt, wie so oft im Leben: Überlegtes Handeln und Hausverstand sind die besten Berater.

 
Was bedeutet Regionalität?

  • Verringern des Transportes von Lebensmitteln quer durch Europa
  • Gewährleistung einer artgerechten Tierhaltung
  • Schaffung wirtschaftlicher Voraussetzungen für Arbeitsplätze in der Region
  • Fairness und Zusammenhalt
  • Nachhaltigkeit für kommende Generationen
  • Regionalität schmeckt gut, ist gesund und macht stolz auf die Heimat